Die Arbeit

„Eigentlich könnten wir doch ein halbes Jahr eine Familienauszeit nehmen“, sagt Markus an einem viel zu frühen Morgen im Januar 2017.

Und wie so oft findet er das Unterfangen gar nicht soooo kompliziert, während ich mir natürlich sofort ausmale, wer alles nein sagen und in lautes Gelächter ausbrechen könnte ob unserer Pläne.

Im Endeffekt lief dann wirklich alles ohne nennenswerte Komplikationen. Und so haben wir es geschafft, ein halbes Jahr der Routine zu entkommen:

  • Ich arbeite als Lehrerin und habe ein Sabbathalbjahr beantragt. (JA, das geht, man kann auch nur ein halbes Jahr ins Sabbatical!) Nach Rücksprache mit der Schulleitung und Schulamt war das die schnellste Zusage: nach ca. 14 Tagen wusste ich, dass es klappt!
  • Markus arbeitet im öffentlichen Dienst. Auch er hat zuerst seine Vorgesetzten informiert und dann einen Antrag auf Elternzeit gestellt, denn das ist für unsere Tochter noch möglich. Aber Achtung: es war bei ihm schon die dritte Elternzeit für dieses Kind, der Arbeitgeber muss dann zustimmen, einen Anspruch hat man nicht mehr.
  • Schule ist ein ganz eigenes Thema, dazu gibt es hier mehr.

12 Wochen vs 10 Tage

Meine Kollegen zählen die Wochen bis zu den nächsten Ferien, ich die Tage…

Mir kommt das ungefähr so real vor, als ob… als… ja, als was eigentlich?

Als wäre zu Beginn der Pause noch mehr als ein lauwarmer Rest Kaffee in der Kanne? Als müsste ich nicht immer zweimal runterrennen, weil ich mir das Passwort für die Noteneingabe doch falsch notiert habe?

Manchmal habe ich den Eindruck, für meine Kollegen ist mein Sabbathalbjahr präsenter als für mich.

Dialog heute beim Mittag:

Ich:“Ich freu‘ mich so!“

Kollegin S.: „Klar, das wird ja auch ein großes Abenteuer!“

Ich: „Äh, ich meinte das Essen…“

Die Route

Die Idee war geboren, jetzt hatten wir ein Problem:

Die Welt ist so groß, es gibt unendlich viele Möglichkeiten und Reiseideen. Wo also anfangen und aufhören?

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6d/Weltkarte_klein.jpg

Kriterien, die uns wichtig waren:

  • Sicherheit: Mit den Kindern wollen wir kein Risiko eingehen, sondern nur Länder besuchen, in denen wir uns mit ihnen auch sicher fühlen.
  • Gesundheit: bitte kein Gelbfieber, hohes Malariarisiko, Tollwutgefahr!
  • Wetter: wir wollten in die Wärme reisen, nicht in den ewigen Winter.

So orientierten wir uns an einer klassischen Weltreise-Route, die auch im Netz so oder ähnlich zu finden ist:

  1. Malaysia
  2. Kambodscha (Angkor Wat)
  3. Singapur
  4. Australien (Sydney)
  5. Neuseeland (Nordinsel)
  6. Cook-Inseln (Rarotonga)
  7. USA (L.A. -> New York)
  8. Island

Die Schule

Eine der ersten Fragen, die uns gestellt wird, wenn wir von den Weltreiseplänen erzählen, ist:

„Und wie macht ihr das mit der Schule?“

Immerhin ist Joris in der 3. Klasse, und wir werden wir ein ganzes Schulhalbjahr nicht da sein, wie also geht das?

Letzlich ist Joris für diesen Zeitraum vom Unterricht befreit worden. Je nach Bundesland gibt es dazu im Schulgesetz mehr oder weniger genaue Vorgaben. Über die jeweiligen Bestimmungen sollte man sich natürlich im Vorfeld informieren.

Folgende Faktoren haben uns meines Erachtens geholfen, die Freistellung zu bekommen:

  1. Frühzeitig das Gespräch mit den Verantwortlichen der Schule suchen.

    Wir haben etwa ein Jahr vor der Reise beim Elternsprechtag die Klassenlehrerin und die Deutschlehrerin gefragt, ob sie sich grundsätzlich vorstellen könnten, unser Vorhaben zu unterstützen. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, zuerst die unterrichtenden Kolleginnen (und nicht Schulleitung oder Schulamt ) zu informieren, denn an den beiden bleibt ja im Endeffekt alles hängen. Sie sind also unsere wichtigsten Verbündeten in der Schule.

    Danach habe ich -ebenfalls in Absprache mit der Klassenlehrerin- ein entsprechendes Anschreiben an die Schulleitung formuliert.

  2. Gut vorbereitet sein.

    Um eine Befreiung zu beantragen, sollte man die schulischen Rahmenbedingungen kennen und sich Gedanken dazu gemacht haben, was, wie (oder ob überhaupt) auf der Reise gelernt werden kann. Je strukturierter und durchdachter die Pläne sind, umso eher dürften sie überzeugen.

  3. Geduldig sein.

    Es nützt nichts, jede Woche in der Schule anzurufen, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Oftmals müssen (laaaaange) Dienstwege eingehalten werden, und eine Genehmigung wird nicht mal eben so zwischen Tür und Angel erteilt.

  4. Glück haben und dankbar sein.

    Ganz klar: es gibt in Deutschland die Schulpflicht, das heißt, dass alle Kinder die Schule besuchen müssen. Es reicht nicht, dass sie den Unterrichtsstoff (wo und wie auch immer) vermittelt bekommen. Daher hat man keinerlei Anspruch auf Unterrichtsbefreiung! Ob sie erteilt wird, hängt von allem Möglichen ab: den beteiligten Personen, den schulischen Leistungen des Kindes, den Umständen und nicht zuletzt vom Glück…

Die Planung

Dieses Notizbuch ist mein wichtigstes Hilfmittel bei der Planung unserer Weltreise.

Hier habe ich von Anfang an alles, wirklich ALLES notiert, was auch nur im Entferntesten mit der Reise zu tun hat.

Visabestimmungen, Hotels, Kosten, Packlisten, Impfungen, Versicherungen, Sehenswürdigkeiten, nützliche Apps, Flüge, Länderinfos, Tipps von Freunden….

Sandras Packliste

Da es nur noch wenige Wochen bis zum Start unserer Reise sind, habe ich am Wochenende schon einmal probehalber gepackt.

Aber was alles mitnehmen, was besser zuhause im Schrank lassen? Ich habe mich bei Anias und Daniels Blog „geh-mal-reisen“ informiert und das Ein oder Andere für mich angepasst.

Mein Rucksack ist ein McKinley Yukon 60+10 Damen. Der Rücken ist gut gepolstert, die Höhe verstellbar, und es gibt vorn am Gurt sogar eine kleine Pfeife für Notsituationen. Kein Kaufkriterium, aber ein sinnvolles Detail, besonders für alleinreisende Frauen.

Entscheidend war für mich, dass man den Rucksack nicht nur von oben, sondern auch von vorn öffnen kann. So hat man einen guten Zugang zu allen Klamotten und muss sich nicht immer durch alles durchwühlen. Packbeutel von Ikea (Förfina) sollen außerdem für Ordnung im Rucksack sorgen.

Und das nehme ich mit:

  • leichte Daunenjacke (nicht explizit Outdoorstyle, sondern im örtlichen Modegeschäft gekauft, aber gut unter meiner                                                      –> Jack Wolfskin Funktionsjacke zu tragen. Sozusagen DIY- 2 in 1 🙂
  • Nosilife Kleid/Rock: ein langes Neckholderkleid, das durch Umkrempeln zu einem langen Rock wird.
  •  kurzes Leinenkleid
  • Leinenrock
  • 4 T-Shirts: Funktionsshirts und normale Baumwollshirts
  •  leichte Bluse
  • 5 Tops (auch als Unterhemden zu verwenden)
  • Nosilife Sweatjacke, dünn
  • Nosilife lange Hose, dünn
  • 1 Jeans
  • 1 Zip-off-Hose
  • 1 Leinenhose
  • Socken: 2 Paar Nosilife, 6 paar „Normale“
  • 4 leichte Pullis, Langarmshirts
  • 1 warmen Pulli
  • 2x Bikini
  • 8 Unterhosen, 4 BHs
  • Nachthemd
  • Gürtel
  • Multifunktionstuch
  • Sonnenbrille
  • 2x Microfaserhandtücher (groß und mittel)
  • 3 Paar Schuhe: meine Asics Gore-Tex Laufschuhe, Flipflops und flache Chucks.

Die Kulturtasche ist noch nicht gepackt, passt aber bestimmt noch rein. Im Moment ist der Rucksack erstaunlich leicht, ich bin gepsnnt ob das so bleibt, denn es fehlen ja noch die Schuhe, Spiele und der ganze Technikkram.

Dazu später mehr.

Es wird ernst!

Heute morgen habe ich das neue Marmeladenglas, das ich eigentlich öffnen wollte, wieder zurück in den Schrank gestellt, weil mir aus dem Nichts ein Gedanke durch den Kopf schoss- das lohnt sich nicht mehr, weil wir es vor der Reise gar nicht aufessen werden!

Seitdem weiß ich, dass es jetzt endgültig ernst wird.

Als ich mein Sabbathalbjahr einreichte, waren es noch 2 Jahre, dann irgendwann 100 Tage, aber jetzt ist es so real, dass mir direkt mulmig wird.

Unter diesem Eindruck habe ich, die für alles immer einen Plan braucht, als nächste Amtshandlung erst mal eine Packliste erstellt und SOFORT meinen Rucksack gepackt. also, ICH könnte morgen los…. 😉